Diary

Dienstag, 10. Mai 2005

9/5/05

Dass du mir manchmal zart zu sein erlaubst und unsicher und wissend, dass aus meiner Schwäche nicht deine Stärke erwächst, das beruhigt, das lässt mich schlafen und die Ängste mit mir.

Ich möchte nicht mehr krank sein. Immer nur Halbkraft strengt an.

Donnerstag, 5. Mai 2005

5/5/05

Für einmal keine Grabenkämpfe an diesem Tag. Du glaubst nicht, wie sehr ich das geniesse. Meine Jungs hier brauchen kein Alibi, sich zu betrinken. Betrunken wird sich eh jeden Tag.

Nach Hause fahren also. Ja, warum nicht. Für Daddy und Maman. Ich hab das wieder sehr gern. Der Bahn-Kellner nimmt seinen Job ganz besonders ernst. Er ist Afrikaner, und er ist ein typischer Bayer. Kein Wunder, es ist der ICE nach München. Ich versuche immer, den nach Zürich zu erwischen. Da ist gleich eine ganz andere Stimmung angeschlagen. Aber heute geht es nicht.

Abenteuer Reisen mit der Bahn. Herzlich willkommen in Eichenberg. Eichenberg am Ende der Welt. Eichenberg, wo man nie freiwillig landen würde, sondern nur, wenn die Bahn einen zwangsversetzt. Der Ort hat so wenig Ego, dass die Hinweisschilder sich gegenseitig überragen. übrigens: Sie sind gerade in Eichenberg. Und falls Sie es noch nicht bemerkt haben sollten: Sie sind in Eichenberg. Da wollten Sie gar nicht hin? Ja, kennen wir. Aber da Sie nun einmal hier sind: Herzlich willkommen in Eichenberg. Eichenberg am Ende der Welt. - (Hatten wir schon? Macht nix. Die Zeit wird lang hier in Eichenberg.)

Regionalexpress. Na gut. Der Mann gegenüber hat einen Hitlerbart und blättert in einem Katalog, in dem Rasenmäher angeboten werden und Gewehre und alles, was ein ordentlicher Deutscher sonst noch braucht. Ich will hier raus.

Die Kirmesburschen Beuren tragen alle das gleiche Shirt, weil Uniformität ja stark macht, und graben mich an. - Ich muss an Daniel denken. Und will hier raus.

Der Regionalexpress aber hält seit zwei Stunden in jedem gottverlassenen Nest Mitteldeutschlands und will einfach nicht ankommen. Langsam halte ich das Ganze für eine gemeine Metapher auf das Leben.

--

Irgendwann endlich zu Hause. Provinz ist schon auch nicht schlecht.

Montag, 2. Mai 2005

2/5/05

Soundtrack of the day:

Let me take you down, ’cause I’m going to strawberry fields.
Nothing is real and nothing to get hung about.
Strawberry fields forever.

Living is easy with eyes closed, misunderstanding all you see.
It’s getting hard to be someone but it all works out, it doesn’t matter much to me.
Let me take you down, ’cause I’m going to strawberry fields.
Nothing is real and nothing to get hung about.
Strawberry fields forever.

No one I think is in my tree, I mean it must be high or low.
That is you can't you know tune in but it’s all right, that is I think it’s not too bad.
Let me take you down, ’cause I’m going to strawberry fields.
Nothing is real and nothing to get hung about.
Strawberry fields forever.

Always, no sometimes, think it’s me, but you know I know when it’s a dream.
I think I know I mean a ’yes’ but it’s all wrong, that is I think I disagree.
Let me take you down, ’cause I’m going to strawberry fields.
Nothing is real and nothing to get hung about.
Strawberry fields forever.
Strawberry fields forever.

--

Alles ist intensiv und gut. - Nein, F., ich laufe nie e i n f a c h davon. Ich sage immer Bescheid.

Freitag, 29. April 2005

28/4/05

Endlich mal wieder Gedanken fassen können. Eine leichte, eine schöne Wut in
mir drinnen. So echt, so ungeschönt. Mich danach sehnen, im Regen zu stehen.
Ich möchte wieder kräftige Farben. Die Welt ist zu sehr pastell geworden.

Manchmal bin ich ganz leer und ich weiß nicht, ob es dann Menschen sind, die
mir fehlen, oder ob es einfach mal wieder zu viel war von allem. Nicht
schlafen können vor lauter ... Verwirrung.

Aber nun wieder eine Art Erfüllung. Schlaf. Gewissheit. Vielleicht ist es
gut, dann und wann vertraute Orte aufzusuchen. Dieses Café, das schon immer irgendwie mein
Café war, mit all seinen seltsamen Kellnern und noch seltsameren Gästen. Das
Wasser. Den Hafen. Weniger denken, mehr tun.

M., mein wohl ehrlichster Satz: Vermisse dich. Heute regnet es zu viel.

Freitag, 22. April 2005

22/4/05

Endlich kommt Sonne. Fast wäre es zu spät gewesen.

21/4/05

Dear. Es ist so schwer. Der Reihe nach. Oder auch nicht. Also dem Einfallen nach. Hamburg mit Ellies war gut. Es ist schwer, sie zu begeistern. Speziell Papa. Aber darauf kommt es nicht an. Als sie weggefahren sind, war ich für Minuten oder Stunden oder weiß nicht wie lang sehr traurig. Und manchmal wünschte ich, die Stadt würde das nicht alles gleich schlucken. Es hat mir einfach so gutgetan. Zuhause war auch schön. Ich hätte heulen können und lachen zugleich. Bin immer noch Meister darin, das zu verschleiern. - Ich bin gerührt, und niemand merkt's.

Das sind die verdammten Städte. Die gaukeln einem sonst was vor. Keine Zeit zu denken, keine Verlegenheit zu fühlen. Immer nur erleben, erleben, erleben. Koste es, was es wolle.

Trinke gerade einen Rothschild-Bordeaux, weiß, 2003. Ganz hübsch. Macht mutig. Macht offen. Ist mir auch egal, was du denkst. Ich habe da nichts mehr zu verlieren. Abgesehen von dem Gefühl, gewisse Dinge nicht oft und nicht deutlich genug gesagt zu haben.

Wenn alles so schmerzhaft ist, dann denk ich immer, du hast das ja auch ausgehalten, und ich frage mich wie, und ich versuche tapfer zu sein und all das. Aber K., ich bin so ein verletzliches kleines Mädchen. Ein Nebensatz kann mir das Herz zerreißen, besonders ein Nebensatz von dir.

Wir haben nur ein Leben, uns zu retten.

Donnerstag, 21. April 2005

20/4/05

Es gibt Tage, da verliere ich für alles die Geduld. Da bin ich versucht, alles herbeizuführen oder für immer zu lassen. Und hinterher weiß ich nie, ob das gut war oder nicht.

Das Jahr ist wunderbar. Wo ist der Haken?

Samstag, 16. April 2005

16/4/2005

Ich bin zu Hause für einen Tag, und wie das immer so ist, wenn ich zu Hause bin, geht irgendein Stück meiner Vergangenheit verloren. Gegenüber macht gerade ein Bagger meine Kinderkrippe platt. Schöne Aussichten nun. Seltsam winzig dieses Stück Wiese, auf dem wir früher ganze Welten erschaffen haben. Je grösser wir werden, desto kleiner wird unser Leben. Am Ende passt alles in eine Zigarrenkiste.

Ich habe immer ein bisschen Angst mich zu verlieren, wenn ich im Ländle bin. Alles ist so vollkommen anders. Fern. B. ruft an und erzählt, wie ich fehle. Aber es gibt von hier aus keinen Draht.

Der Kontrast ist wichtig. Durch den Kontrast definiert sich das eine gegenüber dem anderen. Und Zwischen den Polen spannt sich die Welt, zumindest meine.

Könnte ich, würde ich ein paar Tage bleiben. Da ich nicht kann, muss ich den Tag so lang hinausziehen wie möglich. Geschlafen wird ein andermal.

15/4/05

So viele Gefühle in dieser Nacht. K., deine Abschiede sind so beiläufig, dass ich sie immer erst zwei Minuten später verstehe und am liebsten umkehren würde, um es noch einmal richtig zu machen. Und: Erstaunlich, wie gut du mich trotz allem kennst.

A. sagt, manchmal spreche ich, als würde ich gerade ein Märchen erzählen. - Aber das tue ich doch.

Warum sind diese furchtbaren deutschen Züge entweder gnadenlos überheizt oder total unterkühlt? Wo bleibt da das Mass? Und warum setzen sich bayerische Milchbauern mit akutem Redebedürfnis immer ausgerechnet neben mich? Ich will das doch alles gar nicht wissen.

Irgendwelche Fortschritte, M.? Nein. Ich wage auch nicht mehr daran zu glauben.

Ich sollte mal wieder tanzen gehen.

Donnerstag, 14. April 2005

14/4/05

Merkwürdige Vorstellung, dass das Wasser, auf das ich an der Elbe blicke, schon die Gedanken und Träume der Menschen aus Prag und Dresden und weiß nicht wo mit sich trägt, die auch irgendwann am Ufer standen - wie ich gerade.

Nicht Orte, Menschen sind ein Zuhause.

Read along!

F. Scott Fitzgerald
The beautiful and damned

Frederic Beigbeder
Windows on the world


Listen up!

Break new ground!

11/03/06
Schnee in Hamburg, wie ich ihn nie sah. So lebendig...
typewriter - 2006/03/11 23:10
Wann genau ...
... ist es Winter geworden? Und war da ein Herbst?...
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26/12/05
Wohin gehen wir? Immer nach Hause, sagt Novalis. Das...
typewriter - 2005/12/26 17:11

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Find a way!

 

My gratitude

Für K., der mir vergessen half, wer ich war, und M., der mir erinnern half, wer ich bin.

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