Diary

Montag, 26. Dezember 2005

26/12/05

Wohin gehen wir? Immer nach Hause, sagt Novalis. Das tue ich nun auch, für ein Weilchen. Adieu Hamburg, hallo Provinz. Es ist nie so schwer gewesen - und könnte doch kein besserer Zeitpunkt sein. Der Schnee auf dem Dach knirscht sein Schlaflied, der Tee, könnte ich fast meinen, schmeckt.

Singen und reden und fühlen mit dem kleinen Menschen im Bauch - und vor allem warten. Die Natur lehrt: Geduld.

Samstag, 4. Juni 2005

4/6/05

Weil ich das nie vergesse, fällt es mir auch heute wieder ein. Es war der 4. Juni 1999 als du mir schriebst, Wunder gescheh'n. Das Wunder ist heute.

Donnerstag, 2. Juni 2005

2/6/05

Ein Regentag jagt den anderen. Ich weiß noch, wie es anfing. Ich war wach in dieser Nacht. Zuerst nur ein Rieseln. Ich musste ganz leise sein, es zu hören. Seitdem begleitet mich das Geräusch, das immer dann entsteht, wenn Wasser auf Laub trifft. Manchmal erhöht es seine Frequenz, dann Variationen in der Lautstärke, dann wieder Monotonie - aber nie ganz ohne.

Mozart nervt. Mozart ist wie der Regen, den man einfach nicht loswird, setzt immer noch einen drauf.

Ich verbringe zu viel Zeit mit Menschen, die mir nichts bedeuten. Dann lieber allein sein und lesen können und denken oder auch - träumen. Sich aufs Wesentliche konzentrieren.

Montag, 30. Mai 2005

29/5/05

Es gibt eine Wärme, die genau der meinen entspricht - immer begleitet von einem sanften Wind. So gesehen ist Hamburg perfekt für mich.

Die Enge wiederfinden. Nicht, weil sie fehlt. Nur, um sich ihrer bewusst zu sein.

Den Menschen in die Seele gucken. Etwas Besonderes fühlen und nicht einmal ahnen können, was.

Mit dem Sommer kommen die Erinnerungen. Diese Hitze tat gut. Vielleicht wäre das ein Weg: nach Hause für mehr als nur Tage. Mit allem ins Reine kommen und daraus dann die Kraft erwachsen sehen für Neues. Dann aber erzwingen: Konfrontation. Auch wissen wollen: ob ich das ertragen könnte, ob all das
Vermissen wirklich ist oder Fata Morgana, erwachsen aus der Ferne. Ich habe dem nie nachgespürt, nie nachspüren können. Immer war ich diejenige, die ging - auf einer Flucht, auf einer Verbannung.

Mal wieder Sterne geguckt? - Es funktioniert noch.

Freitag, 27. Mai 2005

27/5/05

Manchmal ist es so etwas wie Liebe. Wie könnte ich das vergessen haben. Laufe durch unsere Pusteblumenwiesen, denke an Früheres, aber auch an Kommendes. Neuerdings gibt es hier Rinder mit abenteuerlichem Gehörn. Sonst alles wie gehabt. Wie tausendmal betrachtet, tausendmal lieb gewonnen und nun zum tausendundersten Mal. Wohin es mich auch treibt, ich werde das nie vergessen.

Hätte euch gern hier. Hätte dir gern gezeigt, was dir zu sehen nie vergönnt war. Wäre gern auf den alten Pfaden gegangen und auch auf ganz neuen.

Ich habe eine Angst.

Montag, 23. Mai 2005

23/5/05

Plötzlich wieder eine Leere. Nie weiß man, woher sie kam, wann sie geht oder auch wohin. Sie ist einfach da und macht mich stumm und vor allem reglos. Als sei ich für eine Weile aus der Welt gefallen. Ich muss an Mahler denken und Rückert: Ich bin der Welt abhanden gekommen - so etwa.

20/5/05

Jetzt bin ich doch bei dir geblieben. Gut ist das, sagst du. Und ich weiß nicht, warum. Immer zweifelst du alles an, mich und was mich umgibt. Das macht dich beinahe berechenbar. Man darf mich nicht ernüchtern. Das macht mich wie nichts anderes flüchtig. Du musst mir meine Träume lassen.

Werden Fehler weniger falsch dadurch, dass wir sie irgendwann Erfahrung nennen? Nein. Aber das ist immer noch besser, als sie gar nicht einzugestehen.

Ich freu mich auf die Schreibmaschine. Endlich. Die Tage nehmen einfach kein Ende. Es ist, als wäre da nur noch Leben.

Dienstag, 17. Mai 2005

17/5/05

Erwachen kann so voller Gedanken sein. Ich möchte den Schmerz festhalten, aber manchmal wünschte ich, ich hätte ein Mittel gegen meine Träume. Danach: Hilflos gegenüber der Verweigerung anderer.

Ich weiß noch immer deine Küsse, dein Atmen und dein Ruh'n. Verinnerlicht den Moment, der Liebe greifbar macht: bereit sein zu sterben, mit dem anderen oder für ihn. Es ist ein Händedruck.

Montag, 16. Mai 2005

15/5/05

Warum ertrage ich Dummheit nicht in meiner Gegenwart? Warum muss ich dann immer stumm werden und in Gedanken fliehen oder wirklich. Warum macht sie mich so wehrlos, so ohnmächtig zu erhellen?

Erschüttert von so viel versammelter Unreife mancher Mittvierziger. Ich dachte, das hört irgendwann auf. Tatsächlich wird es wohl immer schlimmer. Ich saß neben der Frau mit dem Mausgesicht und dem Pferdewiehern. Dass so etwas möglich ist.

Vorausgesehene Rettung: C., deine Hand an meinem Rücken, als du mich durch die Türe schobst. Ein seltsames Eins-Sein. Keine Fragen, nur Antworten, ein Erfahren, ein Erkennen durch Leben. Dass es Menschen gibt, die das nicht verstehen.

Nachmittags, da war dieser Vogel. Wie er auf dem Pfosten über dem Wasser saß und seine Flügel ausbreitete gegen den Wind als hielte er sich für einen Drachen oder den König der Welt. Wie er da saß mit ausgebreiteten Flügeln, minutenlang, da war ich mir sicher, er hat das Leben gefühlt und geträumt.

Freitag, 13. Mai 2005

12/5/05

Du hast mir genau die richtige Frage gestellt. Aber habe ich meine Antwort verstanden?

--

Irgendwo zwischen Überwinden und Vergessen vergehen die Tage. Ich muss an die See, glaube ich. Ein bisschen allein sein, ein bisschen sich fragen, sich finden und die Menschen draußen lassen. Ich provoziere sonst zu viel.

Kann mir mal wieder jemand Grenzen zeigen?

Read along!

F. Scott Fitzgerald
The beautiful and damned

Frederic Beigbeder
Windows on the world


Listen up!

Break new ground!

11/03/06
Schnee in Hamburg, wie ich ihn nie sah. So lebendig...
typewriter - 2006/03/11 23:10
Wann genau ...
... ist es Winter geworden? Und war da ein Herbst?...
typewriter - 2005/12/26 17:22
26/12/05
Wohin gehen wir? Immer nach Hause, sagt Novalis. Das...
typewriter - 2005/12/26 17:11

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Für K., der mir vergessen half, wer ich war, und M., der mir erinnern half, wer ich bin.

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